Traditionelle europäische Naturheilkunde TEN

Die naturheilkundlichen Praktiken basieren auf der Vorstellung, dass der menschliche Körper normalerweise über genügend Selbstheilungskräfte verfügt, um sich selbst gesund zu erhalten und im Krankheitsfall zu heilen. Eine ungesunde Lebensführung, wie zum Beispiel falsche Ernährung, Mangel an Bewegung, Schlaf und frischer Luft, sowie körperliche oder seelische Belastungen, kann die Eigenregulation des Körpers stören und dadurch Krankheiten auslösen.

Bei einer Behandlung mit naturheilkundlichen Praktiken stehen nicht die einzelnen Krankheitssymptome im Mittelpunkt, sondern es wird versucht, die Selbstheilungskräfte des Körpers auf natürlichem Weg anzuregen und zu unterstützen.

Die Grundlagen der TEN reichen 2500 Jahre zurück und sie prägt bis heute unser naturheilkundliches Denken, z.B. das Prinzip der Ausleitungsverfahren.

Die TEN basiert auf der Humoralmedizin mit der Vier-Säfte-Lehre und den dazugehörenden Elementen. Diese Lehre geht davon aus, dass die Natur und ihre Elemente auch im Menschen wirken und sein Leben in Gesundheit und Krankheit prägen.

  • Sanguis = Luftelement
  • Chole = Feuerelement
  • Melanchole = Erdelement
  • Phlegma = Wasserelement

Die moderne TEN ist ein ganzheitliches Medizinalsystem, kombiniert aus dem Erfahrungsschatz von jahrtausendealtem Wissen der Volksmedizin und den Erkenntnissen aus der modernen Wissenschaft der Medizin und Phytotherapie (Pflanzenheilkunde).

Therapiekonzept
In der naturheilkundlichen Therapie wird anhand einer ausführlichen Anamnese sowie verschiedener diagnostischen Verfahren und Untersuchungen ein individuelles Behandlungskonzept erarbeitet, um die Säfte wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Das TEN Therapiekonzept trägt sowohl der körperlichen Konstitution Rechnung, als auch dem seelischen-geistigen Wesen. Die TEN fördert die Regulationsfähigkeit der Körperfunktionen, damit Ihr Körper wieder seine natürliche Balance findet und Sie die Möglichkeit haben, selbst etwas für sich zu tun. Die Behandlungen bestehen aus Körpertherapien, Mischungen aus westlichen Kräutern, Ernährungs- und Ordnungstherapie, sowie spezifische humoralmedizinische Ab- und Ausleitverfahren.

Geschichtlicher Hintergrund
Das Grundprinzip der Naturheilkunde geht auf die griechische Antike zurück. Der griechische Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) als Vertreter der umfassenden Humoralpathologie (Viersäftelehre) machte sich für die Heilkraft der Natur stark. Er war überzeugt davon, dass eine natürliche Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und mit ausreichend Bewegung und Ruhe die Voraussetzung für eine gute Gesundheit sei. Durch die Jahrhunderte hindurch änderten sich die therapeutischen Konzepte, aber das naturheilkundliche Denkmodell blieb erhalten. So stellte auch der Arzt und Alchemist Paracelsus (1493-1541) die Heilkraft der Natur in den Mittelpunkt seines Denkens und betonte, dass für jede Krankheit ein Heilmittel in der Natur gefunden werden könne.

Bis ins 19. Jahrhundert war die Naturheilkunde medizinischer Standard und die Ärzte wendeten vor allem ausleitende Verfahren wie zum Beispiel den Aderlass an. In den folgenden Jahrzehnten änderte sich die Medizin und wurde mehr und mehr wissenschaftlich unterlegt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich der Berufsstand der Ärzte, die nunmehr andere, „moderne“ Techniken einsetzten, durch. Ihnen wurde nun die ausschliessliche Kompetenz in medizinischen Fragen zugeschrieben. Parallel entwickelte sich, ausgehend von den Heil- und Bäderkuren, in Deutschland und Österreich eine regelrechte Naturheilbewegung, die von bekannten medizinischen Laien wie Vinzenz Priessnitz oder Sebastian Kneipp geprägt war. Den Begriff „Naturheilkunde“ schuf 1849 der deutsche Militärarzt Lorenz Gleich (1798-1865), der Gründer des „Vereins zur Förderung der Naturheilverfahren“. 1869 wurde die deutsche Kurierfreiheit eingeführt, sie wurde 1939 vom Heilpraktikergesetz abgelöst. Mit der Einführung des Gesetzes wurde erstmals unter der Bezeichnung „Heilpraktiker“ eine Voraussetzung für eine Zulassung für Naturheilkundige geschaffen. Bis heute hat sich die Naturheilkunde in zahlreichen Ländern etabliert.